Geschichte Edrigons

Die Geschichte Edrigons erzählt den Aufstieg, Höhenflug und Niedergang einer antiken Supermacht des Kontinents Arigon auf der Fantasy-Welt Alte Welt. Die Beschreibung Edrigons besteht aus

  • einem Geschichtsbuch mit Herrscherlisten und Zeitleiste (257 Seiten DIN A4),
  • kombiniert mit 26 politischen Landkarten.

Buch und Landkarten gehören untrennbar zusammen und ergeben gemeinsam das Gesamtbild für Edrigon.

Leseprobe zu "Geschichte Edrigons":

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15. Gundenkrieg (gegen Werder, Skartinger, Hardomannen und Westdanurer) oder Verlust des Ostens (90 bis 95)

Im Jahre 89 feiert Kaiser Anthaiar seinen 70. Geburtstag. Er weiß, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Eine Sache will er aber noch zu Ende bringen: Die Rückeroberung Astolans von den Werdern. Das ist ihm ein persönliches Anliegen. Seine Intervention auf Seiten der edrischen Rebellen 68 in Kleingundien gegen Isdinger und Werder hat Curugans Angriff und die darauf folgenden Völkerbewegungen ins Elfenreich überhaupt erst ausgelöst. Die Gebietsverluste sind sein Verschulden. Diese Scharte will Anthaiar unbedingt noch auswetzen. Dazu fehlt ihm nur noch die Provinz Astolan. Unmittelbar nach den Geburtstagsfeiern laufen die Vorbereitungen für den Feldzug an. Ein Jahr später marschiert der Imperator an der Spitze seiner Divisionen gegen die Werder.
Überrascht sind die Werder nicht. Herzog Gantris ist gut informiert und weiß um Anthaiars Pläne. Der Werderherzog war seinerseits jedoch keineswegs untätig. Auf der Suche nach Verbündeten wurde er rasch fündig. Jenseits der edrischen Grenze am Darnim richten Skartinger, Hardomannen und Westdanurer ihre Blicke unverändert nach Westen. Sie warten nur auf eine neue Chance gegen das Elfenreich. Die Waffenbrüderschaft mit den Werdern kommt ihnen gerade recht. Drei Gundenstämme und die Hälfte der Danurer: Damit sind sie dem Imperium an Zahl und Kampfkraft überlegen. Die Schwierigkeit der Barbaren ist allerdings, dass ihre Heere getrennt sind. Das edrische Ilonien steht zwischen den Werdern in Astolan und ihren Bundesgenossen in der Mittelarigonischen Grasebene. Deshalb ist es das vordringliche Ziel der Gunden und Ayruna ihre Truppen zu vereinigen, um den Herren des Westens mit geballter Macht entgegentreten zu können. Doch genau das darf der Kaiser unter keinen Umständen zulassen. Er muss die Feinde getrennt stellen und einzeln schlagen. Dabei setzt Anthaiar wieder einmal auf sein Markenzeichen: Schnelles, entschlossenes Handeln.
Rasch setzt er seine Divisionen über den Kendel und fängt die von Norden anrückenden Werder ab. Tatsächlich ist Gantris von der Geschwindigkeit seiner elfischen Gegner überrascht. Er ordnet hastig seine Reihen und bereitet sich auf die kommende Schlacht vor. Der Kaiser hat sein erstes strategisches Ziel erreicht und kann seine Feinde getrennt stellen. Das Treffen findet nahe Vinia statt, dem späteren Wyrna. Auf beiden Seiten wird erbittert gefochten. Jeder weiß, was auf dem Spiel steht. Gegen Abend müssen die Werder der elvarischen Übermacht weichen und fliehen in die schützende Dunkelheit.
Anthaiar hat gesiegt, doch ist der Blutzoll seiner Divisionen hoch. Die Werder waren der erwartet schwere Gegner. Aber viel Zeit zum Ausruhen bleibt den Elvar nicht. Skartinger, Hardomannen und Westdanurer haben mittlerweile die Oberläufe von Darnim und Ulvihr überquert und halten auf Astolan zu. Nach wenigen Tagen Regeneration für seine Soldaten bricht der Imperator das Lager ab, setzt über den Kendel und marschiert ihnen entgegen. Was er nicht weiß, ist, dass Gantris sich in seinem Rücken neu formiert. Der Werderherzog nutzt die erzwungene Untätigkeit Anthaiars nach der schweren Schlacht bei Vinia, sammelt seine versprengten Truppen wieder ein und zieht nördlich des Kendel unbemerkt hinter den Divisionen her.

Die Doppelschlacht an der Marchmündung 90

Am oberen Kendel, dort wo die heutige March einmündet, treten die Herren des Westens den anrückenden Skartingern, Hardomannen und Westdanurern entgegen. Hier an der Marchmündung findet im Jahre 90 die zweite große Schlacht des Krieges in kurzer Folge statt. Auch sie wird mit äußerster Heftigkeit geführt. Keiner der Kontrahenten will weichen. Doch am Abend brechen die gundisch-ayrunischen Schlachtreihen ein. Nach blutigem Ringen gewinnen die Elvar erneut die Oberhand.
Und nun Triumph, völliger Triumph, so scheint es den müden edrischen Truppen und ihrem Kaiser. Das Reich ist gerettet und die verlorenen Provinzen zurückgewonnen.
Gantris kommt zu spät. In Eilmärschen hat er seine Mannen hinter dem edrischen Heer nach Osten gejagt – umsonst. Am Ende fehlt den Werdern ein Tag, nur ein einziger Tag. Wären sie rechtzeitig eingetroffen, hätten sie die Schlacht gedreht, das ist sicher. Doch nun stehen sie über den Leibern ihrer erschlagenen Waffenbrüder. Aber der Werderherzog denkt nicht an Aufgabe, sondern bereitet den Angriff für den nächsten Tag vor. Seine Werder sind den edrischen Truppen zahlenmäßig klar unterlegen, doch mussten die Elfen erst am Vortag einen fürchterlichen Kampf bestehen, sind dezimiert und vollkommen erschöpft. Im Gegensatz dazu sind seine Gunden geradezu ausgeruht.
Im Morgengrauen des folgenden Tages erblicken die edrischen Posten ungläubig und entsetzt die näher rückenden Schlachtreihen der Werder. Anthaiar weiß um den erbärmlichen Zustand seiner Soldaten und igelt sich ein. Gantris gibt Befehl zur Attacke und die Schlacht entbrennt. Nach zwei Stunden Gegenwehr wankt die elfische Verteidigungslinie und bricht. Wer kann, flieht. Lediglich die Eliteeinheiten um Kaiser Anthaiar erkämpfen sich den Rückzug in leidlich geordneter Formation.
Der schon sicher geglaubte Sieg ist dahin und Anthaiar gescheitert. Wieder einmal hat erst sein Angriff das Unglück heraufbeschworen. Bis 95 verliert das Edrische Imperium den gesamten Osten an Gunden und Westdanurer. Die verbliebenen edrischen Streitkräfte sind zu schwach, um die Eindringlinge aufzuhalten. Astolan, Ilonien und Philurien fallen in die Hände der Barbaren. Damit nicht genug, fühlen sich auch andere durch die schwere elfische Niederlage an der Marchmündung zum Handeln ermuntert. Im Norden jagen Athringer, Isdinger, Argunder und Danger die edrischen Beamten davon und entledigen sich der elvarischen Oberhoheit. In Erach werden die Etten aktiv (11. Ettenkrieg oder der Fall Morunas 91 bis 95) und in Odian Hiliter (5. Hilitischer Fürstenkrieg oder Verteidigung Kleinhilitiens 91 bis 94), Ulachen und Schasten (2. Ulachen-Schastenkrieg 92 bis 99 oder der Verlust Adloniens). Die erst kurz zuvor von Anthaiar so mühsam erkämpfte Stabilität im Inneren und an den Grenzen ist dahin.

Der erste edunische Kaiser

Über diesen Fehlschlag kommt der Kaiser nicht hinweg. Er hat versagt, sein Lebenswerk ist zerstört. Er wird als der große Verlierer in die Geschichte eingehen, unter dem das Elfenreich riesige Gebiete einbüßte. Das ist mehr als er verkraften kann. Zeitgenössische Quellen berichten, Anthaiar wäre dem Wahnsinn nahe gewesen und hätte einen völligen Zusammenbruch erlitten.
Doch der Imperator fängt sich wieder. Allerdings bleibt er ein gebrochener Mann. Zwei Jahre nach dem Desaster im 15. Gundenkrieg dankt er ab. Er ernennt seinen langjährigen Weggefährten Malandor Elurian zu seinem Nachfolger und dessen Sohn Actharion (* 48, + 139) zum Mitregenten in Edrigon. Dann entsagt der scheidende Kaiser der Welt und schließt sich einer der vielen neuen edunischen Gemeinden an. Bezeichnend ist, dass er sich von seinen elvarischen Göttern ganz und gar abwendet. Den Glauben an sie hat er verloren. Das geht ihm nicht alleine so. Die alten Götter scheinen die Herren des Westens im Stich zu lassen, oder sie sind zu schwach, um zu helfen. Vor dem Hintergrund einer zusammenstürzenden Welt, suchen die Edrigoner neuen Halt bei einem neuen Gott. Der Zulauf zur jungen edunischen Religion, besonders aus den unteren Schichten, ist so groß, dass das Edunertum schon in der Jahrhundertmitte den Status einer Sekte hinter sich lässt und Ende des 1. Jahrhunderts alle anderen Glaubensgemeinschaften im Reich an Anhängern überflügelt hat. Auch der Kaiser folgt dem Trend seiner Zeit und konvertiert. Als einfacher Mann verbringt er seine letzten Lebensjahre in einer kleinen edunischen Gemeinde. Er strebt kein Amt mehr an und keine Würden, will weder Priester noch Bischof werden. Er sucht nur noch den Sinn im Sein, den er nicht mehr erkennen kann. Ob er ihn am Ende gefunden hat? Wir wissen es nicht. Von seinem Totenbett ist folgender Satz überliefert: „Alles irdische Streben ist, als wolle man den Wind einfangen.“

Anthaiar Therdon stirbt 99 im Alter von 80 Jahren. Die junge edunische Kirche nennt ihren prominentesten Anhänger bald “Credor“, „den Gläubigen“.
Wollte man seine Lebensleistung beschreiben, müsste man ihn „den knapp Gescheiterten“ oder den „beinah Erfolgreichen“ nennen. Es ist die Tragik dieses Kaisers, dass er seine großen Ziele immer um Haaresbreite verfehlte und dadurch das Unglück erst heraufbeschwor. Doch was hätte er tun sollen? Stillhalten und zusehen wie sich die Feinde am Reich bedienen? Verwalter einer Konkursmasse? Nein, das entsprach nicht Anthaiars Wesen. Er war ein Mann der Tat. Er musste handeln. Und so kämpfte er ein Leben lang, mutig und unbeirrt gegen innere und äußere Feinde. Am Ende verlor er dennoch. So sind es nicht seine Taten als Kaiser, die nachwirken, sondern sein Übertritt zum neuen Glauben. Während ihm als mächtigstem Manne Arigons der Erfolg versagt blieb, weist er als einfacher Gläubiger den spirituellen Weg des Kontinents in die Zukunft. Obwohl er bei seiner Taufe schon nicht mehr im Amt war, gilt er allgemein als erster edunischer Kaiser und verhilft der Lehre des Großen Zeugen damit zu ihrem endgültigen Durchbruch.
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Kartenausschnitt zu "Geschichte Edrigons":

Elvarkrieger um 700 v. Z.